Hinter dem Begriff Netzentgelte verbirgt sich ein komplexes System aus Gebühren, Regulierungen und Kostenverteilungen, das maßgeblich zur Finanzierung unserer Stromnetze beiträgt.
Wie genau Netzentgelte funktionieren und welche Auswirkungen sie auf Verbraucher und Unternehmen haben, beleuchten wir in diesem Artikel. Es wird deutlich, dass eine faire Gestaltung der Netzentgelte nicht nur für die Akzeptanz der Energiewende, sondern auch für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft von entscheidender Bedeutung ist.
Netzentgelte sind Gebühren, die jeder Netznutzer an den Netzbetreiber für die Nutzung der Strom- und Gasnetze zahlen muss. Sie sind ein wesentlicher Bestandteil des Strom- bzw. Gaspreises für Endkunden und dienen der Finanzierung von Bau, Betrieb und Wartung dieser Netze.
Da Strom- und Gasnetze natürliche Monopole darstellen, werden die Netzentgelte staatlich reguliert, um eine missbräuchliche Preisgestaltung zu verhindern. Die Regulierung erfolgt durch die Bundesnetzagentur und die Landesregulierungsbehörden.
Die Netzentgelte setzen sich aus verschiedenen Kostenbestandteilen zusammen:
Für Stromnetze gibt es zwei Arten von Netzentgelten: Die Übertragungsnetzentgelte für den überregionalen Stromtransport und die Verteilnetzentgelte für die regionale Feinverteilung bis zum Endkunden. Während die Übertragungsnetzentgelte seit 2023 bundesweit vereinheitlicht sind, variieren die Verteilnetzentgelte weiterhin regional.
Die Höhe der Netzentgelte ist regional sehr unterschiedlich. Einflussfaktoren sind unter anderem die Bevölkerungsdichte und der Ausbau Erneuerbarer Energien. Tendenziell sind die Netzentgelte in den nord- und ostdeutschen Bundesländern am höchsten. Gründe dafür sind der notwendige Netzausbau für die Energiewende sowie die vergleichsweise geringere Bevölkerungsdichte.
Laut dem BDEW machen die Netzentgelte aktuell etwa 28 % des Strompreises für Haushaltskunden aus. Sie sind im Vergleich zum Vorjahr um ca. 2 Cent pro kWh gestiegen.
Die Höhe der Netzentgelte wird nicht von den Netzbetreibern selbst festgelegt, sondern unterliegt der staatlichen Regulierung durch die Bundesnetzagentur und die Landesregulierungsbehörden. Da Strom- und Gasnetze natürliche Monopole darstellen, soll eine missbräuchliche Preisgestaltung verhindert werden.
Die Regulierungsbehörden legen für jeden Netzbetreiber eine individuelle Erlösobergrenze fest. Diese bestimmt, wie viel Geld ein Netzbetreiber durch die Netzentgelte insgesamt einnehmen darf. Die Ermittlung der Erlösobergrenze basiert auf einer Kostenprüfung und einem Effizienzvergleich der Netzbetreiber. Dadurch sollen Anreize für einen kosteneffizienten Netzbetrieb geschaffen werden.
Die Anreizregulierungsverordnung gibt den Rahmen für die Regulierung vor. Sie soll Netzbetreiber dazu anreizen, ihre Kosten zu senken und gleichzeitig die Versorgungsqualität zu erhalten oder zu verbessern. Ineffiziente Kosten dürfen nicht auf die Netzentgelte umgelegt werden.
Innerhalb der Erlösobergrenzen kalkulieren die Netzbetreiber dann die Netzentgelte. Dabei müssen sie gesetzliche Vorgaben wie die Stromnetzentgeltverordnung (StromNEV) und die Gasnetzentgeltverordnung (GasNEV) beachten. Die Netzentgelte werden anschließend von den Regulierungsbehörden genehmigt und veröffentlicht.
Seit 2012 ist ein kontinuierlicher Anstieg der Netzentgelte zu beobachten, der hauptsächlich auf den notwendigen, aber nur langsam voranschreitenden Netzausbau zurückzuführen ist. Dieser Trend setzte sich auch in diesem Jahr fort. Sie sind im Vergleich zum Vorjahr um ca. 2 Cent pro kWh gestiegen.
Besonders hoch bleiben die Netzentgelte aber weiterhin in Nord- und Ostdeutschland, vor allem in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Ursache dafür ist der dortige starke Ausbau erneuerbarer Energien.
Im Gegensatz dazu ist bei den Gas-Netzentgelten 2024 ein leichter Rückgang zu verzeichnen.
Um eine fairere Verteilung der Netzentgelte zu erreichen, plante die Bundesnetzagentur eine Reform. Ziel ist es, die Kosten der Energiewende gleichmäßiger zu verteilen. Mitte Oktober 2024 veröffentlichte die Bundesnetzagentur eine Pressemitteilung, dass es ab 2025 niedrigere Netzentgelte in Regionen mit Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien gibt. Damit werden Millionen von Haushalten in Deutschland ab dem 01.01.25 entlastet werden. (Stand: Oktober 2024)
Netzentgelte machen einen erheblichen Anteil des Strompreises für Endverbraucher aus. Durch die regional unterschiedliche Höhe der Netzentgelte ergeben sich auch unterschiedliche Belastungen für die Haushalte. Tendenziell sind die Kosten in Nord- und Ostdeutschland am höchsten. Verbraucher können die Netzentgelte nicht direkt beeinflussen, haben aber die Möglichkeit, durch einen Vergleich der Gesamtstrompreise Einsparpotenziale zu nutzen.
Für Industrie- und Gewerbekunden stellen Netzentgelte einen wichtigen Kostenfaktor dar. Insbesondere für energieintensive Branchen können sie die Wettbewerbsfähigkeit beeinflussen. Unternehmen haben jedoch Möglichkeiten, durch Lastmanagement ihre Netzentgelte zu optimieren, indem sie Verbrauchsspitzen vermeiden. Für stromintensive Betriebe gibt es zudem Sonderregelungen, die eine reduzierte Netzentgeltbelastung ermöglichen. Dennoch bleibt es für Unternehmen eine Herausforderung, die Kosten für die Netznutzung zu senken.
Netzentgelte sind ein komplexes, aber wichtiges Thema im Kontext der Energiewende. Vor allem Verbraucher in Nord- und Ostdeutschland sind tendenziell stärker belastet als in anderen Landesteilen. Eine faire Aufteilung der Netzentgelte ist daher ein wichtiges politisches Ziel, um die Akzeptanz der Energiewende zu sichern.
Für das Gelingen der Energiewende ist ein gut ausgebautes, stabiles Stromnetz unverzichtbar. Der Ausbau der erneuerbaren Energien erfordert hohe Investitionen in die Netzinfrastruktur. Allerdings ist die aktuelle Belastung für viele Stromkunden schon hoch und könnte durch weiter steigende Netzentgelte die Bezahlbarkeit von Energie und damit die Akzeptanz der Energiewende gefährden.
Das soll mit der Reform der Bundesnetzagentur ab 2025 geändert werden. Haushalte sollen entlastet und Kosten gerechter verteilt werden.
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