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Merit-Order-Prinzip einfach erklärt: Wie entstehen Strompreise?

Aktualisiert am 15.1.2025
Lesezeit: 6 Minuten

Merit-Order-Prinzip: Das Wichtigste in Kürze

  • Das Merit-Order-Prinzip ist ein Modell, das die Reihenfolge bestimmt, in der Kraftwerke zur Stromerzeugung genutzt werden.
  • Die günstigsten Kraftwerke werden zuerst genutzt. Das sind in der Regel erneuerbare Energien, wie Strom aus Solar- oder Windkraft.
  • An der Strombörse bilden sich die Strompreise dynamisch aus Angebot, Nachfrage und dem jeweils teuersten benötigten Kraftwerk.
  • Das teuerste Kraftwerk ist in der Regel ein Gaskraftwerk. Sie haben daher einen großen Einfluss auf den Strompreis.
  • Es gibt viel Kritik am Merit-Order-Prinzip, weshalb eine grundlegende Reform diskutiert wird.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Merit-Order-Prinzip?

Das Merit-Order-Prinzip ist ein Modell, das festlegt, in welcher Reihenfolge Kraftwerke zur Stromerzeugung eingesetzt werden. Es folgt einer einfachen Regel: Zuerst wird der Strom aus den günstigsten Quellen bezogen. Also von den Kraftwerken, die am günstigsten Strom produzieren.

Regeln des Merit-Order-Prinzips:

  1. Erneuerbare Energien mit den niedrigsten Kosten werden immer zuerst gewählt.
  2. Je teurer der Strom aus dem Kraftwerk, desto später wird das Kraftwerk hinzugezogen.
  3. Kraftwerke mit den höchsten Produktionskosten, wie Gaskraftwerke, werden so spät wie möglich dazugeholt.

Ein wichtiger Punkt: Das Grenzkraftwerk – also das teuerste Kraftwerk, das noch benötigt wird, um die Nachfrage zu decken – bestimmt den Strompreis an der Börse. Alle Stromabnehmer müssen diesen einheitlichen Preis bezahlen („uniform pricing“, auf Deutsch: Einheitspreis).

Dadurch wird klar: Wenn wenig erneuerbare Energie im Stromnetz ist, dann ist der Strompreis hoch. Wenn viel erneuerbare Energie im Stromnetz ist, dann ist der Strompreis niedrig. Das zeigen die beiden Schaubilder.

Was sind Grenzkosten?

Die Reihenfolge basiert auf den variablen Kosten eines Kraftwerks – das sind die Kosten, die bei der Erzeugung von zusätzlichem Strom anfallen, wie zum Beispiel die Brennstoffkosten. Fixkosten wie Bau- oder Personalkosten werden dabei nicht berücksichtigt.

Die variablen Kosten, auch Grenzkosten genannt, bestimmen die Reihenfolge:

  1. Kraftwerke mit den niedrigsten Kosten werden zuerst genutzt.
  2. Danach werden schrittweise teurere Kraftwerke hinzugezogen, bis die gesamte Stromnachfrage gedeckt ist.

Warum ist das Grenzkraftwerk wichtig?

Kraftwerke, die günstiger produzieren als das Grenzkraftwerk, erhalten ebenfalls den höheren Einheitspreis. Dadurch entsteht für diese Kraftwerke ein Überschuss, der auch als Deckungsbeitrag bezeichnet wird. Dieser Überschuss hilft den Kraftwerksbetreibern, ihre Fixkosten zu finanzieren, wie z. B. Investitionen oder Personalkosten.

Was bedeutet das Merit-Order-Prinzip für Verbraucher?

Das Merit-Order-Prinzip hat sowohl direkte als auch indirekte Auswirkungen auf die Strompreise für Verbraucher in Deutschland. Es sorgt dafür, dass Strom effizient und zu möglichst niedrigen Kosten erzeugt wird. Die wichtigsten Folgen sind:

  • Günstige Stromerzeugung: Das bedeutet, dass Strom vor allem von den billigsten Kraftwerken bevorzugt wird, wie zum Beispiel von erneuerbaren Energien. In Zeiten niedriger Nachfrage ist Strom also sehr günstig.
  • Dynamische Preisbildung: Der Preis wird nicht von den Stromanbietern festgelegt, sondern ergibt sich aus dem Angebot und der Nachfrage auf dem Markt. Es ergeben sich Chancen für dynamische Stromtarife und Energiemanagement-Systeme.
  • Positiver Einfluss von erneuerbarer Energien: Da diese mit sehr niedrigen Kosten produziert werden, wirken sie tendenziell preissenkend. Je mehr erneuerbare Energie auf dem Markt existiert, desto günstiger der Strom für Verbraucher. Der Einfluss wird in Zukunft also noch weiter steigen.

Wie funktioniert das Merit-Order-Prinzip an der Strombörse?

An der Strombörse läuft die Preisbildung nach einem präzisen Verfahren ab:

  1. Tägliche Auktionen: Der Strompreis wird jeden Tag neu festgelegt. Dafür finden täglich Auktionen in dem sogenannten Day-Ahead-Handel statt.
  2. Angebote der Kraftwerke: Kraftwerke bieten Strom zu ihren Grenzkosten an – das sind die maximalen Kosten, die bei der Erzeugung einer weiteren Menge Strom anfallen.
  3. Sortierung der Angebote: Die Börse ordnet diese Angebote nach ihren Grenzkosten, vom günstigsten bis zum teuersten.
  4. Das teuerste Kraftwerk bestimmt den Preis: Das Kraftwerk mit den höchsten Grenzkosten, das noch benötigt wird, um die Nachfrage zu decken, bestimmt den Einheitspreis für alle Kraftwerke (Merit-Order-Prinzip)

Einheitspreis für alle: Alle Kraftwerke erhalten den gleichen Preis für den Strom, den sie liefern, auch wenn ihre Produktionskosten unterschiedlich sind.

Was beeinflusst den Strompreis?

Der Strompreis hängt von verschiedenen Faktoren ab:

  • Verfügbarkeit erneuerbarer Energien: Wenn viel Strom aus Wind- oder Solarenergie produziert wird, sinkt der Preis.
  • Wetterbedingungen: Diese beeinflussen zum Beispiel die Menge an Wind oder Sonnenstrahlung.
  • Gaspreise: Da Gaskraftwerke oft das teuerste Kraftwerk sind, können steigende Gaspreise den Strompreis erhöhen.
  • Gesamte Stromnachfrage: Je mehr Strom nachgefragt wird, desto höher steigt der Preis.
  • Kraftwerk: Das teuerste Kraftwerk, das noch benötigt wird, um die Nachfrage zu decken, bestimmt den Strompreis.

Einfluss des Gaspreises auf den Strompreis

Gaskraftwerke haben in der Regel die höchsten variablen Kosten und werden nur dann aktiviert, wenn die Stromnachfrage die Kapazitäten günstigerer Kraftwerke übersteigt. Sie haben aber enormen Einfluss auf die Strompreisbildung, da sie in der Regel das Grenzkraftwerk sind und somit den Preis bestimmen.

Rechenbeispiel:

Szenario 1: Tagsüber bei geringer Nachfrage

Angenommen, der Strombedarf liegt tagsüber bei ca. 50 GW Gigawatt (GW). Erneuerbare Energien wie Sonnen-, Wind- und Wasserenergie können den Bedarf decken.

Ergebnis: Strom aus erneuerbaren Energien kostet fast nichts. Deshalb ist der Strompreis sehr niedrig. Produzieren Wind- und Solarkraft sogar zu viel Strom, ergeben sich Chancen für Verbraucher viel Geld zu gewinnen.

Szenario 2: Nachmittags bei durchschnittlicher Nachfrage

Die Nachfrage am Nachmittag steigt auf 70 GW. Erneuerbare Energien können nun nicht mehr alleinig den Strombedarf decken. Es müssen also weitere Kraftwerke hinzugezogen werden: Um die letzten fehlenden Kilowattstunden zu ergänzen, wird Braunkohle benötigt. Diese hat Grenzkosten von ca. 150 €/MWh.

Ergebnis: Der Strompreis steigt auf 150 €/MWh, weil die Grenzkosten der Braunkohlekraftwerke den Preis festlegen.

Szenario 3: Abend bei hoher Nachfrage

Abends steigt der Strombedarf, da viele Haushalte und Unternehmen mehr Energie verbrauchen. Die Nachfrage steigt auf 80 GW. Braunkohle reicht nicht mehr aus: Auch Steinkohle und Gaskraftwerke müssen hinzugezogen werden. Die Gaskraftwerke haben Grenzkosten von über 500 €/MWh. 

Ergebnis: Der Strompreis steigt auf 500 €/MWh, da die teuren Gaskraftwerke den Preis bestimmen.

Kritik am Merit-Order-Prinzip

Das Merit-Order-Prinzip wird zunehmend kritisiert, besonders nach den drastischen Preiserhöhungen während der Energiekrise 2021/2022. Die Kritik betrifft vor allem folgende Punkte:

Hohe Strompreise durch Gaskraftwerke

Ein zentraler Kritikpunkt ist, dass das System zu höheren Strompreisen führt, wenn Gaskraftwerke den Preis bestimmen. Hier sind die wesentlichen Auswirkungen: 

Effekt Konsequenz
Gaspreissteigerung Wenn die Gaspreise steigen, erhöhen sich auch die Strompreise, da Gaskraftwerke oft das teuerste Kraftwerk sind, das zur Stromerzeugung herangezogen wird.
Uniform Pricing Alle Stromerzeuger erhalten den gleichen Preis, der vom teuersten eingesetzten Kraftwerk (z. B. einem Gaskraftwerk) bestimmt wird. Das bedeutet, auch günstige Erzeuger (z. B. Erneuerbare-Energien-Anlagen) bekommen diesen hohen Preis.
Ungleiche Verteilung Erneuerbare Energien machen große Gewinne, da ihre Produktionskosten gering sind, während Gaskraftwerke nur ihre Grenzkosten decken und oft keine Gewinne erzielen.

Schwächen des Modells

  • Missing-Money-Problem: Gas- und Kohlekraftwerke werden selten genutzt, weil sie teuer sind. Bei der Berechnung wird nur auf die Kosten geachtet, die sich verändern (z. B. Brennstoffkosten). Konstante und gleichbleibende Kosten werden nicht berücksichtigt. Dadurch können diese Kraftwerke ihre Kosten nicht decken, was zu einem Verlust („Deckungslücken“) führt. Auch das ist ein Grund, wieso fossile Kraftwerke sich oft nicht mehr lohnen.
  • Umweltfolgekosten bleiben unberücksichtigt: Das System berücksichtigt nicht die externen Kosten, die durch fossile Kraftwerke entstehen, wie z. B. Umweltverschmutzung oder den Rückbau von Kraftwerken. Diese Umweltfolgekosten fließen nicht in den Strompreis ein.

Reformen auf EU-Ebene

Die EU hat erkannt, dass der Strommarkt reformiert werden muss. Um die Energiewende zu unterstützen und faire Strompreise zu gewährleisten, muss das Merit-Order-Prinzip weiterentwickelt werden. Die EU verfolgt dabei zwei Hauptziele:

  • Preisschwankungen verringern: Die Preise sollen nicht mehr so stark von den Öl- und Gaspreisen abhängen.

Einführung von zweiseitigen Differenzverträgen: Diese Verträge sollen den Preis für Stromerzeuger nach oben und unten hin deckeln. Das bedeutet, dass die Erzeuger einen stabileren Preis erhalten und weniger von Marktpreisschwankungen betroffen sind.

Was können Verbraucher tun?

Hausbesitzer können aktiv dazu beitragen ihre Stromkosten zu senken und sich gegen Preisschwankungen abzusichern. Eine der effektivsten Maßnahmen ist, die Energieunabhängigkeit zu erhöhen.

  • Photovoltaikanlage: Mit einer eigenen Solaranlage können Hausbesitzer ihren Strom selbst produzieren. Dadurch werden nicht nur die Stromkosten gesenkt, sondern auch mehr Unabhängigkeit von den Schwankungen auf der Strombörse gesichert.
  • Stromspeicher: Durch den Einsatz von Stromspeichern können Anlagenbesitzer überschüssigen Solarstrom speichern und später selbst nutzen, anstatt teuren Strom aus dem Netz zu beziehen.
  • Energiemanager: Mit einer intelligenten Steuerung können Hausbesitzer den Stromverbrauch optimieren und gezielt günstige Stromphasen nutzen, in denen der Strompreis niedrig ist. Mehr dazu hier: Energiemanager

Hier finden Sie heraus, ob sich eine PV-Anlage auch für Ihr Haus lohnt:

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